Madeira stand schon länger auf unserer Bucketlist, war aber immer zu „nah“ dran, sodass unsere Wahl dann letztlich doch immer auf ein weiter entferntes und exotischeres Ziel gefallen ist. Für ein paar letzte warme Sonnentage, bevor uns der dunkle, trübe deutsche Herbst einholen würde, fiel unsere Wahl dann aber spontan auf Madeira. Zunächst als Kompromiss zwischen Abenteuer und Erholung ausgesucht, hat uns die Insel des immerwährenden Frühlings positiv überrascht.
Langsam bekommen wir auch Übung darin, Pandemie-bedingt unsere Reisen sehr kurzfristig zu entscheiden und zu planen. Auch zu dieser Reise haben wir uns sehr spontan entschlossen und so wurden an einem Sonntag in wenigen Stunden Unterkunft, Flüge und Mietwagen gebucht. Die Flüge kosteten uns hier am meisten Nerven, da es gar nicht so einfach war, eine einigermaßen bezahlbare Flugoption zu finden.
Bisher haben wir uns trotz Pandemie auch in die weite Ferne gewagt und haben uns zugegebenerweise etwas an die geringen Touristenzahlen gewöhnt. Unterkünfte spontan buchen zu können und Wanderwege oder Aussichtspunkte ganz für uns alleine zu haben, ein Luxus, an den wir uns auch auf Dauer gewöhnen könnten… Wir haben zwar keinen persönlichen Vergleich zu den Touristenzahlen vor der Pandemie, aber wir hatten auf dem ein oder anderen Wanderweg auf Madeira den Eindruck, dass es eigentlich kaum voller hätte sein können. In Europa scheint sich der Tourismus also mindestens erholt zu haben. Verwöhnt von unseren vorherigen Reisen im letzten Jahr hat uns der ständige Strom an Menschen, zum Beispiel von größeren Wandergruppen auf wirklich engen Wegen oder riesigen Reisegruppen von diversen Kreuzfahrtschiffen auf winzigen Aussichtsplattformen, hin und wieder fast gestresst.
Anreise
Aus Kostengründen haben wir unseren Hinflug spontan über Porto gebucht und haben aus einem Zwischenstopp einen Stopover gemacht um Porto zu erkunden. Mit Ryanair sind wir sehr günstig nach Porto und von dort mit Easyjet zwei Tage später noch günstiger nach Madeira weitergeflogen. Zurück ging es dann direkt mit Lufthansa nach Frankfurt.
Im Dschungel der aktuell geltenden Regelungen und Anreiseformulare war es gar nicht so leicht herauszufinden, ob und wenn ja welche Einreiseanmeldungen bei Einreise in Portugal, Madeira oder zurück in Deutschland nötig waren. Da wir alle geimpft sind, mussten wir keine zusätzlichen Tests machen. Für Portugal war das Ausfüllen einer so genannten Passenger Locator Card und für Madeira zusätzlich eine Registrierung auf madeirasafe.com nötig. Dies war mit den üblichen Angaben und dem Hochladen des Testzertifikats schnell erledigt. Nach der Landung auf Madeira wurde der über madeirasafe.com generierte QR-Code auch tatsächlich kontrolliert, sodass wir hier direkt über die dunkel grüne Linie fahren durften (an der deutschen Übersetzung muss Madeira wohl noch etwas arbeiten :)). Über den „dark green channel“ konnten wir dann aber ohne Probleme in wenigen Sekunden einreisen .
Auto fahren auf Madeira
Um auf Madeira flexibel zu sein, haben wir über rentalcars.com einen Mietwagen bei der Firma Dollar gemietet. Wir haben für 7 Tage tatsächlich nur 36 Euro bezahlt (insgesamt, nicht pro Tag!). Am Flughafen Funchal stellten wir fest, dass Dollar offenbar seine Kunden an Hertz übergibt. Mit Hertz hatten wir in München schon einmal sehr schlechte Erfahrungen gemacht, sodass wir uns mit einem unguten Gefühl an der sehr langen Schlange am Schalter anstellten. So ganz überzeugt, dass alles glatt gehen würde, waren wir bei dem unwahrscheinlich günstigen Preis nicht. In der Tat versuchten die Hertz-Mitarbeiter auch hier jedem Kunden diverse überflüssige Versicherungen und eine komplett überteuerte Tankoption aufzuschwatzen, sodass es unendlich lange dauerte bis wir endlich an der Reihe waren. Da wir direkt jegliche Verkaufsversuche für Versicherungen oder Ähnliches ablehnten, ging es dann bei uns relativ schnell und wir hatten tatsächlich den Schlüssel zu unserem Mietwagen in den Händen.
Da wir die allergünstigste Mietwagenkategorie gebucht hatten, hatten wir uns im Vorfeld auch darauf eingestellt, zu viert und mit unseren 2,5 Koffern und 2 Rucksäcken eher mehr schlecht als recht in den Wagen zu passen. Zu unserer Überraschung hatte Hertz dann allerdings einen sehr komfortablen, silbernen Kia Ceed für uns. So sind wir sehr entspannt in unser Hotel gekommen. Wir waren zu Beginn nicht sicher, ob uns das „Schiff“, wie meine Mutter den Wagen liebevoll getauft hat, nicht auf einer kleinen Bergstraße vor größere Probleme stellen würde.
Vom Zustand der Straßen auf Madeira waren wir aber insgesamt sehr begeistert. Die Straßen sind eigentlich alle super ausgebaut, selbst auf den Bergstraßen zum Beispiel zum Pico de Arieiro, zur Achada do Teixeira und zum Feenwald waren die Straßen breit ausgebaut und teils nagelnau. Nur die Tunneldichte hat uns überrascht. Auf längeren Strecken hätten wir auch ohne Google Maps fahren können, denn nach dem Tunnel hieß es eigentlich nur, ab in den nächsten Tunnel, sodass man sich eigentlich kaum verfahren konnte. An keinem anderen Ort haben wir bisher so viele Tunnel in kürzester Zeit durchfahren, sodass es hier auch kein Problem war im Dunkeln zu fahren. Im Gegenteil, bei Tag hat uns die Sonne regelmäßig schmerzhaft geblendet sobald wir uns dem obligatorischen Kreisverkehr am Ende des Tunnels näherten. Ungewöhnlich fanden wir auch die Geschwindigkeitsregelung auf den Hauptstraßen: Anders als bei uns in Deutschland ist die Maximalgeschwindigkeit für schlechtes Wetter, d.h. Regen, angegeben und zusätzliche Beschilderung weist daraufhin, dass bei Sonne 10 km/h schneller fahren werden darf.
Trotz der guten Straßen war das Fahren teilweise ziemlich aufregend. Wenn die Straße steil bergab geht und dabei auch noch viele scharfe Kurven macht, dann fühlen sich auch die 90 km/h Höchstgeschwindigkeit ganz schön schnell an. Dazu kommt, dass die Madeirer Auffahrten wohl für überflüssig halten und man deswegen beim Auffahren auf die „Autobahnen“ von 0 auf 90 durchstarten muss (oft auch noch um die Kurve), um nicht plattgefahren zu werden. Abseits der Autobahn sind die Straßen oft sehr eng und dazu oft auch noch zugeparkt. Das hält die echten Madeirer aber natürlich nicht davon ab, auch bei Gegenverkehr mit Vollgas weiter auf einen zuzurasen 😱. Wir haben übrigens bis zum Ende nicht so richtig verstanden, wo man parken darf und wo nicht. Wir haben zwar gelernt, dass man bei einer weißen Linie am Straßenrand parken darf, bei einer gelben Linie nicht und bei blauen Linien das Parken kostenpflichtig ist. Meistens gab es aber gar keine Linien am Rand und Autos standen sowieso gefühlt überall. Spannend sind auch die Straßen, die sehr steil bergauf gehen und dann ganz oben eine Kreuzung ohne Vorfahrt haben. Durch den ungünstigen Winkel sah man dann eigentlich nur Himmel und Motorhaube und auf jeden Fall überhaupt nichts von den kreuzenden Autos. So blieb einem nichts anderes übrig, als vor der Kreuzung am Hang zu stoppen und sich dann langsam (mehr oder weniger nach Gehör) vorzutasten. Vor dem Anfahren am Berg darf man mit einem Schaltwagen auf Madeira auf jeden Fall keine Angst haben.
Bei den Wanderwegen und Aussichtspunkten waren in der Regel große Parkplätze vorhanden. So hat uns unser silbernes Schiff auch die steilste Straße hinauf gebracht. Nur in Monte waren wir bei den engen Gässchen sehr erleichtert, dass uns hier nie jemand entgegen gekommen ist. Rückwärts zwischen hohen Mauern eine steile, kurvige Straße zurückzufahren wäre wohl eher kein allzu großer Spaß gewesen. Beim Rückflug hat ein Hertzmitarbeiter den Wagen auch direkt auf dem Parkplatz in Empfang genommen und wir waren nach 5 Minuten auf dem Weg zum Check-In-Schalter. Es gab tatsächlich keine weiteren Gebühren. Hier sind wir sicher, wir haben das Schnäppchen unseres Lebens gemacht :).
Unser Hotel – Saccharum Resort & Spa in Calheta
Übernachtet haben wir auf Madeira im Hotel Saccharum Resort and Spa in Calheta, im Südwesten Madeiras. Auf Booking.com haben wir dafür ein günstiges Angebot gefunden und haben uns auf Grund der guten Kritiken für das Hotel entschieden. Das Hotel ist sehr modern, hat 3 Pools (2 outdoor, 1 indoor), ein kleines, aber feines Spa und ist mit seinen verschiedenen Etagen geschickt in die Steilküste Madeiras eingebaut. Zum Hotel gehört auch eine kleine Badebucht mit einigen Sonnenliegen. Besonders gut hat uns der Infinity Pool auf dem Dach gefallen. Von hier aus lässt sich wunderbar der Sonnenuntergang beobachten oder auf den Sonnendecks Wärme und Energie tanken. Auch wenn der Pool eher erfrischend ist und beim Einsteigen doch einiges an Überwindung kostet da er nicht beheizt wird.
Direkt beim Hotel ist der Hafen von Calheta. Hier gibt es verschiedene Optionen zum Essen oder Trinken und man kann nett an der Promenade entlang spazieren. Besonders empfehlen können wir hier die Manifattura di Gelato. Wir haben hier nicht nur regelmäßig Eis gegessen, sondern sind tatsächlich die letzten vier Abende nach Sightseeing und Wanderungen wiederholt hungrig eingekehrt, um die hervorragenden Tagliatelle porcini zu verspeisen, zusammen mit verschiedenen anderen Gerichten und vor allem ein paar Eiskugeln zum Nachtisch. Es hat alles hervorragend geschmeckt!
Sehenswürdigkeiten, Fotospots und Wanderungen
Während wir einige Tage im Hotel und am Pool verbracht haben, um Energie zu tanken, sind wir an anderen Tagen auch über die ganze Insel gefahren, um verschiedene Sehenswürdigkeiten zu entdecken und die ein oder andere Wanderung zu machen.
Beeindruckt hat uns der dramatische Wetterwechsel auf der Insel. Während wir in Calheta eigentlich jeden Tag bei bestem Wetter gefrühstückt haben, gemütlich im Bikini in der Sonne liegen und baden konnten, wurde es immer wolkiger und dunkler, je mehr wir Richtung Funchal und Nordosten gefahren sind. Wir hatten im Vorfeld bereits gelesen, dass der Südwesten der sonnigste und trockenste Teil der Insel sein soll. Dies so live jeden Tag zu erleben, war aber doch besonders. Während wir auf der Wanderung zum Balkonaussichtspunkt in langer Hose und Regenjacke bei Nieselregen und 10 Grad wanderten, lagen unsere beiden Urlaubsbegleitungen gemütlich bei 22 Grad (und gefühlten 30) in der Sonne am Pool – gerade mal 30 Autominuten entfernt. Die Wolken bleiben hier wortwörtlich an den Bergen hängen und bescheren dem Inselnorden deutlich mehr Regen. Auf unserer Wanderung zwischen den Berggipfeln konnte man dies auch gut erkennen: auf der einen Seite sah man auf grüne, bewachsene Täler, auf der anderen Seite eher schroffere, karge Berghänge.
Diese Ort haben wir auf der Insel besucht:
Funchal & Monte
Altstadt und Hafen von Funchal
Der botanische Garten (Jardim Botanico)
Monte mit Monte Palace Tropical Garten, der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte und den berühmten Korbschlittenfahrern
Madeiras Süden
Der Skywalk in Cabo Girao
Der Wasserfall auf der Straße (Cascata dos Anjos)
Leuchtturm Ponta do Pargo
Cristo Rei Statue
Madeiras Westen
Lavapools in Puerto Moniz
Die steile Seilbahn in Achadas da Cruz
Die Steinformationen Ilheus da Ribeira da Janela
Der Feenwald in Fanal
Das Zentralgebirge von Madeira
Sonnenaufgang im Pico de Arieiro und die spektakuläre Wanderung zum Pico Ruivo
Wanderung zum Balcoes Aussichtspunkt entlang der Levada in Ribeiro Frio
Der Aussichtspunkt Eida do Serrado auf das Nonnental (Curral das Freiras)
Risco Wasserfall entlang der Levada 25 fontes
Der Encumeada-Pass
Madeiras Osten
Aussicht auf das Ostkap am XY Aussichtspunkt
Beliebte Wanderung über das Ostkap
Die berühmten Häuse von Santana
Queimadas – der Start der Wanderung zum Grünen Kessel